in erster Entwurf für eine schwebende Brücke über Königsstuhl mit einem 40 Meter hohen Mast wurde vor wenigen Tagen den Bürgern von Sassnitz präsentiert. Die aktuellen Pläne sehen vor, dass die bisherige Treppe über das Grab durch eine moderne Hängebrücke ersetzt wird. Für die Besucher des Rügener Wahrzeichens soll ein ovaler Rundweg über das Hügelgrab angelegt werden.
Ingenieurbüro mit aussagekräftigen Referenzen
Der Entwurf für die schwebende Brücke über dem Königsstuhl ist das weltweit renommierte Ingenieurbüro Schlaich – Bergermann – Partner verantwortlich. Die Referenzen des Unternehmens sind überaus aussagekräftig: Neben der Umgestaltung des Maracana-Stadions in Brasilien erstellten die Ingenieure einen Entwurf für die Brücke zur französischen Felsengemeinde Mont Saint Michel. Für zwei Fußgängerbrücken zur Sassnitzer Oberstadt sowie zum Stadthafen erhielt Schlaich – Bergemann – Partner Auszeichnungen. Ein ähnliches Bauprinzip verfolgen die Planer bei dem Bau der Zuwegung am Königsstuhl.
Zahlreiche Untersuchungen durchgeführt
Bei mehr als 300.000 Besuchern pro Jahr kommt der Planung des Projekts eine ganz besondere Bedeutung zu. Professor Mike Schlaich ist sich nach eigenen Angaben der Bedeutung dieses Ortes bewusst und habe Respekt davor. Im Rahmen der konzeptionellen Planung haben die Verantwortlichen Ingenieure an einem wichtigen Wahrzeichen Deutschlands zahlreiche Untersuchungen vorgenommen und einige unterschiedliche Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Machbarkeit einer Fachwerkkonstruktion, geprüft.
Die nun vorgestellte Lösung sei laut Professor Schlaich die geeignetste, weil sie weitestgehend unauffällig, umweltschonend und praktikabel sei. Schlaich machte jedoch auch klar, dass es „Bäume erwischen“ wird. Ein Neubau ohne die Fällung von Bäumen inmitten des Nationalparks Jasmund sei kaum machbar, so der Professor weiter. Vor dem Hintergrund möglicher Abbrüche sowie der Erosion sieht der Entwurf Bohrpfähle und Pressanker vor, welche dafür sorgen sollen, dass die Brücke für die kommenden hundert Jahre stabil an ihrem vorgesehenen Platz steht.
Blick von der Victoriasicht auf die Ostsee vor Rügen
Erhalt der Kreideformation steht im Mittelpunkt
Laut Markt Ehlers, Geschäftsführer des Nationalparkzentrums Königsstuhl, sei der Erhalt der Kreideformation nicht garantiert. Die vielen Besucher würden kleinste Kreidepartikel mit ihren Schuhen abtransportieren und somit den Erhalt der Plattform über die Jahre hinweg gefährden.
Durch den neuen, 90 Meter langen Rundgang sowie durch die schwebende Brücke sei dies ausgeschlossen. Die neue Zuwegung solle etwas in Richtung Viktoriasicht weisen, wo die Brücke kaum zu sehen sein werde und ein Blick auf den Königsstuhl uneingeschränkt möglich ist.
Förderungen durch das Land erhofft
Die Kosten für das Bauprojekt werden aktuell auf rund sieben Millionen Euro geschätzt. Indes hofft die Stadt auf eine großzügige Förderung durch das Land. Das Geld von den Besuchern zu holen, lehnt Bürgermeister Frank Kracht ab. Seiner Aussage nach werde es keine Preiserhöhung im Nationalparkzentrum geben.
Bildquelle: © Mirko Boy – www.ruegenfotos.de
Bereits ein Erfahrungsbericht zu “Eine schwebende Brücke über dem Königsstuhl?”
27. Mai 2018
Arnulf RohlandIch finde den Beitrag durchaus interessant und diskutierenswert. Ich kenne das „Objekt der Begierde“ (Königsstuhl) schon seit Jahrzehnten, nur stellt sich mir langsam die Frage, warum solch aufwändige Konstruktionen nötig sind. Will man den status quo am Königsstuhl erhalten (was ohnehin nicht möglich ist), sollte man bereit sein, dass bestimmte Bereiche nicht mehr begehbar sind, und das dem Besucher auch so vermitteln. Auch war ich entsetzt, was in dem „streng geschützten“ Biosphären-Reservat unter dem Vorwand des Naturschutzes alles so gebaut wurde. War es nötig und unumgänglich, solch große Gebäude mitten in den Hochwald hineinzupflanzen? War es nötig, einen irrsinnigen Baumkronenpfad mitten in den ach so wertvollen (das ist er wirklich) Laubwald zu bauen, wie es ihn (den Baumkronenpfad) auch an vielen anderen Allerweltsorten in Deutschland gibt? Da wird in meinen Augen der Naturschutzgedanke mit Füßen getreten und nur noch dem Kommerz gefröhnt. Diese monströsen Bauten hätten auch im Hinterland Platz gefunden. Aber das ist typisch für Deutschland: Besucher gängeln und maßregeln und selbst im NSG bauen, was das Zeug hergibt. Danke, BND und Grüne, aber so war das von der letzten DDR-Regierung sicher nicht gedacht! Die hatte den Schutzgedanken vor der bevorstehenden Zersiedelung und Zerstörung des Naturraums durch das anrückende Großkapital im Auge, aber nicht, dass sie „Schützer“ einmal selbst die Großkapitalisten sein würden. Schade, dass es so gekommen ist!