üganer wissen, hinter dem Begriff Spyker verbergen sich drei ineinander greifende und sich zu einem Ganzen verbindende Lokalitäten: Der kleine Ort namens Spyker, der angrenzende Spykersche See und das den Mittelpunkt eines 67.000 qm großen Anwesens bildende Schloss Spyker. Das in schwedischem Falun-Rot verputzte Schloss aus dem frühen 14. Jahrhundert gilt als ältester Profanbau der Ostseeinsel Rügen. Über die Jahrhunderte wechselte die Schlüsselgewalt. Den Reigen eröffnete die aus Stralsund stammende Patrizierfamilie von Külpen, gefolgt vom Rüganer Adelsgeschlecht von Jasmund, dem schwedischen Grafengeschlecht von Wrangel und den Fürsten zu Putbus.
Die DDR-Bodenreform und langjährige Nutzung als Gewerkschafts-Erholungsheim überstand Schloss Spyker mit einigen Blessuren. Seit der umfassenden und originalgetreuen Renovierung in der „Nach-Wendezeit“ präsentiert es sich als nobles Hotel mit Gaststätte von seiner besten Seite – mit Sehenswürdigkeiten, die Sie sich ansehen sollten.
Schloss Spyker: Schwedisch-Rot im Jasmunder Bodden
Vom Festland kommend erreichen Sie Schloss Spyker auf der Straßenroute in Richtung Nordrügen. Sie passieren Sagard und folgen der Beschilderung Glowe bis zur kleinen Ortschaft Bobbin. Die Beschilderung führt Sie am 161 Meter hohen Pickberg, dem höchsten Punkt Rügens, vorbei. Nach kurzer Wegstrecke erreichen Sie Spyker. Das Schloss im Renaissance-Stil liegt inmitten eines Schlossparks mit altem Baumbestand. Buchsbäume im ehrwürdigen Alter von 350 Jahren, wunderschöne Linden und 250-jährige Eschen bilden eine spektakuläre Kulisse. Eine Sonderstellung nimmt ein ausgehölter Baum an der Zufahrt zum Schloss ein: der sagenumwobene Hochzeitsbaum. Der Spyker See liegt in nächster Nähe und bis zu den Boddengewässern der Ostsee ist es nur wenige Minuten. Da lohnt es sich, eine Ferienwohnung auf Rügen zu buchen!
Das Schloss präsentiert sich als trutzig wirkender, dreigeschossiger Bau. Charakteristisch an Schloss Spyker sind seine runden Ecktürme. Die Farbe des Gebäudeputzes wirkt zunächst ungewohnt. Sobald die schwedische Geschichte des Schlosses erzählt ist, lässt sich die in Schweden populäre Farbe, das sogenannte „Falun-Rot“ historisch zuordnen.
Schloss Spyker von oben // Bildquelle: Klugschnacker, CC BY-SA 3.0 DE
Die Schlossherren im Zeitenlauf: uralte Adelsgeschlechter
Das mehr als 750 Jahre alte Schloss Spyker gilt als der älteste Profanbau der Insel Rügen. Die erste Erwähnung führt auf das Jahr 1318 zurück, als sich das Anwesen im Besitz der Stralsunder Patrizierfamilie von Külpen befand. Im Jahr 1344 begründete sich aus diesem Besitz heraus durch Heirat einer von-Külpen-Tochter die spykerische Linie des Adelsgeschlechts Jasmund. Doch bereits 1648 starb die Jasmund-Linie kinderlos aus.
Im gleichen Jahr 1648 endete der 30-jährige Krieg mit dem „Westfälischen Frieden“. Königin Christine von Schweden belehnte den verdienten schwedischen Reichsadmiral Carl Gustav v. Wrangel mit dem Besitz Spyker und ernannte ihn zum General-Gouverneur von Schwedisch-Pommern.
Die "hohe Zeit" von Schloss Spyker
Der hoch dekorierte General-Gouverneuer verwirklichte in Spyker seine Bauherrenpläne und gabt dem Schloss sein heutiges Gepräge. Das aus Felsstein errichtete Gutshaus wurde zum Schloss komplettiert. Auf Wunsch von Wrangels wurden 30 Zentner Rötel aus der schwedischen Heimat über die Ostsee angeliefert und für den Verputz im typischen "Falun-Rot" eingesetzt.
Graf von Wrangel war vertraut im Umgang mit Reichtum, Kultur und Schönheit. In der Bel Etage, im 1. Obergeschoss, befanden sich vermutlich die Wohngemächer der gräflichen Familie. Zur Veredlung der Räume wurden frühbarock gestaltete Stuckdecken eingezogen, die als die schönsten aus jener Zeit im gesamten baltischen Raum gelten. Die von den Stuckateuren Antonius Lohr und Nils Erikson geschaffenen Deckenkunstwerke sind unter dem Namen "Vier Jahreszeiten" bekannt. Vögel und Blumen, Füllhörner und Weinreben sowie zarte, weibliche Geschöpfe prägen die dreidimensionalen Stuckbilder. Professionell restauriert, prägen sie bis heute das Ambiente von Schloss Spyker.
Am 24. Juni 1676 verstarb Graf v. Wrangel auf Schloss Spyker unter nicht geklärten Umständen. In die Erbfolge trat seine Tochter Eleonore-Sophia, Ehefrau des Herrn zu Putbus. Mit Eleonore-Sophias Tod trat deren ältere Schwester, eine zum schwedischen Geschlecht Brahe gehörende Adelige ihr Erbe an.
Originalgetreue fotografische Reproduktion des Schlosses Spyker
Spyker Schloss - 128 Jahre im Besitz der Fürsten zu Putbus
Mit der Besetzung Pommerns durch Kaiser Napoleon Bonaparte im Jahre 1806 wurde Schloss Spyker kurzzeitig zum französischen Gouverneurs-Sitz von Rügen. Doch schon 1815 wurde Rügen preußisch. Die Besitzverhältnisse wechselten, als der Schwede Magnus Frederik Brahe 1817 den Besitz Spyker an den Fürsten Wilhelm Malte I. zu Putbus verkaufte. Über eine Zeitspanne von 128 Jahren blieb Schloss Spyker im Besitz des Fürstengeschlechts.
Im Jahre 1945 wurden Rügen und der Besitz der Putbuser Fürsten der sowjetischen Besatzungszone zugeordnet. Die Bodenreform führte zur Enteignung. Für Schloss Spyker begann eine Zeit des einsetzenden Verfalls. In den 1960er Jahren wurde Schloss Spyker zum Erholungszentrum des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds (FDGB) der DDR. In diese Zeit fielen die von der DDR-Denkmalpflege in Schwerin angeordneten Renovierungsarbeiten. Durch diese Maßnahmen wurden unwiederbringliche Werte vor dem Verfall bewahrt. Dazu zählen die aus Zeiten Graf v. Wrangels stammenden Motiv-Stuckdecken "Die Jahreszeiten". Auch die zur historischen Substanz im Erdgeschoss zählenden, zwei handgeschnitzten Renaissance-Eichentüren und ein Wappenmedaillon des Geschlechts zu Putbus wurden fachgerecht in ihren historischen Zustand versetzt.
Das seit der Wende 1990 als Hotel genutzte Schloss Spyker erfuhr im Jahre 1995 eine umfassende Restaurierung anhand der vorhandenen, historischen Vorlagen. Der letzte Besitzerwechsel fand im Jahre 2006 statt, als der Architekt Dominik von Böttinger Schloss Spyker mit dem zum Anwesen gehörenden Grundstück von 67.000 Quadratmetern im Zuge einer Zwangsversteigerung erwarb. Das ins Naturschutzgebiet Jasmunder Bodden eingebettete historische Anwesen verfügt über 32 komfortable Hotelzimmer. Der vom Grafen als Weinkeller genutzte Gewölbekeller dient dem Schlossrestaurant unter dem Namen "Zum alten Wrangel" als origineller Gastraum.
Anfahrt Schloss Spyker
Anreise per Auto
Sie erreichen die Insel Rügen entweder über den Strelasund (Rügenbrücke oder Rügendamm) oder aber über die Autofähre "Stahlbrode - Glewitz".
Aus Richtung Hamburg/Lübeck
Von der A1 fahren Sie über das Kreuz Lübeck auf die Ostsee-Autobahn A20 bis zur Abfahrt Stralsund /Insel Rügen, dann über den Autobahnzubringer (B96n) und die Ortsumgehung Stralsund bis auf die Insel Rügen. Auf Rügen angekommen folgen Sie dem Straßenverlauf, Auf Höhe Sagard biegen Sie links Richtung Glowe ab. Nach ca. 7 Minuten erreichen Sie Bobbin. Orientieren Sie sich nun an der Beschilderung.
Aus Richtung Berlin
Auf der A11 bis zum Kreuz Uckermark. Dort auf die A20 Richtung Stralsund oder über die A24 bis zum Dreieck Wittstock, dort auf die A19 bis zum Kreuz Rostock und dann auf die A20 Richtung Stralsund. Auf Rügen angekommen folgen Sie dem Straßenverlauf, Auf Höhe Sagard biegen Sie links Richtung Glowe ab. Nach ca. 7 Minuten erreichen Sie Bobbin. Orientieren Sie sich nun an der Beschilderung.
Anreise per Bahn
Die Kreisstadt Bergen auf Rügen ist IC-Bahnhof und nur 8 km von Ralswiek entfernt. Im Regionalverkehr zwischen Rügen und dem Festland gibt es viele günstige Verbindungen. Der Hanse-Express ist die ideale Verbindung zwischen Hamburg und Rügen. Von Bergen können Sie mit dem Taxi oder dem Bus weiter zum Schloss Spyker.
Adresse:
Schlossallee 1
18551 Spyker
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